Beratungsstelle Rechenstörungen
Die Beratungsstelle Rechenstörungen ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Vernetzung von Service, Lehre und Forschung ist ihr zentrales Merkmal.
Zielsetzung der Beratungsstelle
Beratung, Diagnose und Förderung
Unser Ziel ist es Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit schwerwiegenden Schwierigkeiten beim Mathematiklernen zu beraten, deren konkreten Kompetenzen und Defizite zu diagnostizieren sowie sie qualifiziert und individuell zu fördern.
Lehre
Im Rahmen von Praktika und Seminaren werden Kinder mit Schwierigkeiten beim Rechnenlernen von Studierenden der Hochschule individuell und gezielt gefördert. Hierbei sollen nicht nur die Kinder optimal beim Mathematiklernen unterstützt werden, sondern auch den Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, sich intensiv mit Denk- und Lernprozessen in der Praxis auseinanderzusetzen. Die Supervision der Förderungen durch Hochschullehrende unterstützt die Ausbildung von Kompetenzen in der Analyse von Lernschwierigkeiten und die passgenaue Planung von Lern-, Übungs- und Fördersituationen.
Forschung
Weitere Ziele der Beratungsstelle sind Forschungsprojekte zu Lernschwierigkeiten und deren Überwindung in Mathematik. Hierzu gehört die Bereitstellung der empirisch fundierten Erkenntnisse für die Lehre, sowie deren Veröffentlichung für Wissenschaft und Unterricht.
Team
Leiter der Beratungsstelle
Sprechzeiten nur nach Voranmeldung via E-Mail.
Montag 13 - 14 Uhr und nach Vereinbarung.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Mi 16.05 Uhr KEINE SPRECHZEITEN BIS MINDESTENS 17. Dezember 2024
Sprechzeit in der vorlesungsfreien Zeit im Anschluss an das WiSe 2024/2025:
folgt
Dienstags 08:30-09:30 Uhr, nach vorheriger Absprache per E-Mail
Manfred Gellweiler studiert seit dem Herbst 2019 an der pädagogischen Hochschule Karlsruhe Grundschullehramt mit den Fächern Mathematik und Chemie. Seit dem Frühjahr 2022 arbeitet er als studentische Hilfskraft im Fachbereich Mathematik und seit Herbst 2022 an der Beratungsstelle für Rechenstörungen.
Leonie Magin studiert seit dem Herbst 2020 an der pädagogischen Hochschule Karlsruhe Grundschullehramt mit den Fächern Mathematik und Kunst. Neben Workshops, die sie zu Themen wie Word und Unterrichtsplanung gehalten hat, wirkte sie beim Karlsruher Mathe Sommer 2021 als Förderer mit und half bei der Organisation im Folgejahr. Seit 2022 arbeitet sie als studentische Hilfskraft im Fachbereich Mathematik an der Beratungsstelle für Rechenstörungen.
Sara Teuscher studiert seit Herbst 2020 Mathe und Kunst an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und arbeite seit März 2023 als studentische Hilfskraft im Fachbereich Mathematik an der Beratungsstelle für Rechenstörungen.
Angebote
Angebote für betroffene Eltern, Kinder und Erwachsene
- Telefonische Erstberatung
- Durchführung von Diagnosegesprächen bei gravierenden Problemen beim Mathematiklernen
- Förderung durch speziell ausgebildete Studierende und Mitarbeitende der Beratungsstelle
Angebote für Lehrkräfte
- Beratungsgespräche
- Möglichkeit für Lehrerfortbildungen und Informationsveranstaltungen für alle Schularten zum Thema "Rechenschwäche als schulische Herausforderung"
- Qualifizierungsmaßnahmen
Angebote für Studierende
- Förderung rechenschwacher Kinder (einzeln oder in Kleingruppen) im Rahmen von Praktika und Lehrveranstaltungen
- Anfertigung von wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich Diagnose und Förderung bei problematischen Lernprozessen
- Qualifizierte Studierende haben die Möglichkeit zur Mitarbeit an der Beratungsstelle durch das Übernehmen einer Anschlussförderung, die Förderung wird in Form von Hilfskraftverträgen vergütet
Diagnose und Förderung
Diagnose
Nach einer telefonischen Beratung, bei der eine erste Beschreibung der aktuellen Problemsituation erfolgen sollte, schließt sich bei Bedarf ein diagnostisches Interview an. Diese Diagnose basiert auf individuellen Gesprächen zu mathematischen Inhalten.
Voraussetzung für das diagnostische Gespräch ist die Einwilligung in die Videographierung des betroffenen Kindes. Die Videos werden ausschließlich für Forschungs- und Lehrzwecke verwendet und unterliegen dem Datenschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist ausgeschlossen.
WAS wird diagnostiziert?
- Verfestigtes Zählendes Rechnen
- Schwierigkeiten im Stellenwertverständnis
- Grundvorstellungsdefizite
Diese Schwierigkeiten wirken sich auf verschiedene Inhaltsbereiche aus und können beispielsweise durch ziffernweises Rechnen, über Zahlendreher oder großen Schwierigkeiten bei Textaufgaben beobachtet werden.
Nicht diagnostiziert wird:
Unsere Diagnostik hat den Zweck, Fördermöglichkeiten aufzuzeigen. Daher wird bewusst auf die Attestierung einer „Rechenstörung“, „Dyskalkulie“ etc. verzichtet. Diese Begriffe lassen eine Krankheit oder eine Behinderung vermuten. Sowohl theoretisch (mangelnde beziehungsweise unbrauchbare Definitionen) als auch praktisch (keine validen Möglichkeiten der Diagnose; keine empirisch belegten „Therapie“-Ansätze) ist die Verwendung dieser Begriffe unbrauchbar - wenn nicht gefährlich.
WIE wird diagnostiziert?
- Ein Mitglied der Beratungsstelle führt ein ca. 30 bis 60 minütiges Gespräch (mit dem Kind), in dem zu verschiedenen mathematischen Inhalten Aufgaben gestellt werden.
- Das Gespräch wird videographiert und anschließend protokolliert.
- Die Diagnose stellt gegebenenfalls die Grundlage des Förderplans dar.
Nicht diagnostiziert wird:
Es wird mit den Kindern kein Test durchgeführt. Tests sind für die Gestaltung von Fördersituationen weitgehend unbrauchbar, da sie in der Regel nur Problembereiche, nicht aber die Gründe für Schwierigkeiten aufzeigen.
Förderung
An wen richtet sich die Förderung?
- An Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit grundlegenden und dauerhaften Problemen beim Mathematiklernen
Was sind die Voraussetzungen für die Teilnahme an einer Förderung?
- Bei Kindern und Jugendlichen Kontaktaufnahme seitens der Eltern mit der Beratungsstelle
- Einverständniserklärung zur Videoaufzeichnung der Erstüberprüfung und Förderstunden
- Eingangsdiagnose
- Regelmäßige Teilnahme an allen Fördersitzungen
Wann, wo und wie lange findet die Förderung statt?
- Während des Semesters wöchentliche Förderstunde (insgesamt 10 Förderstunden)
- In den Räumen der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe
- Ein Förderstunde dauert 60 Minuten
- Möglichkeit der Fortsetzung nach Semesterende in Absprache mit den Studierenden
Wer fördert?
- Studierende im Rahmen von Lehrveranstaltungen (Supervision durch Hochschullehrkräfte)
Welche Aufgaben kommen auf die Eltern zu?
- Bereitstellen von Unterlagen
- Kontakt und Rücksprachen mit den Förderpersonen, insbesondere rechtzeitige Absage bei Krankheit
- Begleitung des Kindes zu und von der Beratungsstelle
- Einverständnis zur Videographierung von Diagnose und Förderung
- Teilnahme am Abschlussgespräch
Forschung
Zahlreiche Förderbausteine werden bereits erfolgreich in der konkreten Arbeit umgesetzt. Dennoch fehlt es an diagnostischen Grundlagen, mit denen die Fortschritte der Kinder valide, objektiv und reliabel gemessen werden können.
Forschungsaktivitäten an der Beratungsstelle sind daher:
- Theoriebasierte Entwicklung von beobachtungsgestützten Instrumentarien zur Analyse besonderer Schwierigkeiten beim Rechnen
- Pilotierungs- und Evaluierungsstudien zu diesen Instrumenten
- Interventionsstudien zur Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Fördermaßnahmen
- Evaluation und Weiterentwicklung von Förderkonzepten und konkreten Förderbausteinen
Inhaltlich orientieren sich die Studien in der genaueren Erforschung von Bedingungsfaktoren und Auswirkungen der Hauptsymptome für besondere Schwierigkeiten beim Rechnenlernen:
- Verfestigtes Zählendes Rechnen
- Schwierigkeiten im Stellenverständnis
- Grundvorstellungsdefizite
Ein besonderes Merkmal der Beratungsstelle Rechenstörungen an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe ist die wissenschaftliche Untersuchung von problematischen Lernprozessen an den Übergängen zwischen Elementar- und Primarstufe sowie zwischen Primar- und Sekundarstufe.
Mit dem Projekt QUASUM, wird aber auch untersucht, wie sich Qualifizierungsmaßnahmen zum Thema Rechenstörungen auf das diagnostische Wissen und die spezifischen Selbstwirksamkeitserwartungen von Lehrpersonen auswirken und mit welchen Teilnehmermerkmalen die Entwicklung dieser kognitiven und affektiv-motivationalen Lehrermerkmale in Zusammenhang stehen. Zudem wird an einer randomisiert ausgewählten Teilstichprobe analysiert, inwieweit die Fortbildungen eine Veränderung des unterrichtlichen Handelns nach sich ziehen.
Weitere Informationen über aktuelle Forschungsprojekte finden Sie auf den Seiten des Instituts für Mathematik der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.
Downloads, Links und Literatur
Downloads
- Diagnosebogen Klasse 1
- Diagnosebogen Klasse 2-4
- Diagnosebogen mit Beschreibung von möglichen Beobachtungsschwerpunkten
- Vor- und Nachbereitungsbogen für Förderstunden
- Punktestreifen
- Gebrauchsanweisung Punktestreifen (Quelle: Wartha, Hörhold, Kaltenbach, Schu (2019). Rechenprobleme überwinden - Grundvorstellungen aufbauen. Braunschweig: Westermann)
- Jahresbericht Mathe Sommer 2022
Links
- Hier finden Sie eine digitale Schüttelbox.
- Auf der Seite Mathestark sind Videos eingestellt, welche Studierenden, Lehrkräften und Eltern Unterstützung bieten, wenn Kinder besondere Schwierigkeiten beim Mathematiklernen haben.
- Auch auf der Seite der Didaktischen Lernmaterialien Mathematik (DiLeMa²) sind Lernvideos eingestellt.
Literatur
Wartha, S. (2023). Grundvorstellungen aufbauen - Rechenstrategien entwickeln: Multiplikation und Division. Westermann.
Wartha, S., Hörhold, J, Kaltenbach, M., & Schu, S. (2019). Grundvorstellungen aufbauen und Lernhürden überwinden: Addition und Subtraktion im Zahlenraum bis 100. Braunschweig: Schroedel.
Wartha, S., Rottmann, T. & Schipper, W. (2008). Wenn Üben einfach nicht hilft. Prozessorientierte Diagnostik verschleppter Probleme aus der Grunschule. mathematik lehren (150), 20–25.
Wartha, S. & Schulz, A. (2011). Aufbau von Grundvorstellungen (nicht nur) bei besonderen Schwierigkeiten beim Rechnen. Leibnitz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften, Kiel. (Freier Download auf der Webseite Sinus an Grundschulen)
Wartha, S. & Schulz, A. (2012). Rechenproblemen vorbeugen. Grundvorstellungen aufbauen: Zahlen und Rechnen bis 100. (Lehrerbücherei Grundschule, 1. Aufl.). Berlin: Cornelsen (Diagnoseleitfaden online).
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