Gaststudierende: Wieder mehr internationale Mobilität und schwierige Bedingungen für Studierende aus der Ukraine
Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie heißt die Pädagogische Hochschule Karlsruhe zum Sommersemester wieder Gaststudierende aus Ländern außerhalb Europas willkommen. Eine Studentin aus Kiew, der die Flucht nach Deutschland gelungen ist, hat die Hochschule spontan als Gaststudentin aufgenommen.
Zum Sommersemester 2022, das Anfang April beginnt, heißt die Pädagogische Hochschule Karlsruhe (PHKA) erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder mehr als 30 Gaststudierende und auch erstmals wieder Gaststudierende aus Ländern außerhalb Europas willkommen. Etwa aus Israel, Laos, Südkorea, Taiwan oder den USA. Außerdem Studentinnen und Studenten aus Irland, Italien, den Niederlanden, Spanien oder der Türkei.
Zwei Gaststudierende aus Charkiw noch auf der Flucht
„Wir freuen uns sehr, dass die internationale Mobilität wieder Fahrt aufnimmt und das Sommersemester 2022 ein Präsenzsemester wird“, sagt Julia Friedl, Leiterin des Akademischen Auslandsamts der PHKA. „Unsere studentischen Buddies, die den Gaststudierenden mit Rat und Tat zur Seite stehen, sind sehr engagiert, und die Gruppe hat sich bereits gut eingelebt“, so Friedl. Schwierig sei die Situation momentan für Studierende aus der Ukraine und aus Russland. Eine Studentin aus dem russischen Krasnodar beispielsweise wolle nach Karlsruhe kommen, habe aber noch kein Visum erhalten, die anderen hätten abgesagt.
Zwei Studierende der Partnerhochschule der PHKA im ostukrainischen Charkiw, die sich als Gaststudierende zum Sommersemester angemeldet haben, seien derzeit auf der Flucht. „Wir hoffen sehr, dass es den beiden gut geht und wir sie bald wohlbehalten bei uns begrüßen können“, sagt Rektor Prof. Dr. Klaus Peter Rippe. „Als weltoffene Hochschule treten wir für demokratische Werte und eine tolerante Gesellschaft ein“, so Rippe mit Hinweis auf die von der Hochschulrektorenkonferenz bereits 2015 ins Leben gerufene Aktion Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit. Der internationale Austausch von Studierenden, Lehrenden und Forschenden sowie das Gestalten und Leben von gesellschaftlicher Vielfalt seien fest im Leitbild der PHKA verankert, so Rippe.
Geflüchtete Studentin aus Kiew spontan als Gaststudentin aufgenommen
Spontan als Gaststudierende aufgenommen hat die PHKA eine aus Kiew geflüchtete Studentin. Die 21-Jährige, die in der ukrainischen Hauptstadt Lehramt für die Fächer Deutsch, Englisch und Literatur studiert hat, ist mit ihrer Mutter sowie ihren beiden Brüdern (11 und 17 Jahre) direkt zwei Tage nach Kriegsbeginn geflohen. Vater, Großmutter und Onkel sowie ihr Hund sind noch in Kiew. „Wir hatten große Angst, als es die ersten Luftangriffe gab, und konnten erst gar nicht glauben, dass das wirklich alles passiert. Niemand möchte eigentlich sein Zuhause verlassen. Aber dann haben wir uns gesagt, es ist besser zu gehen, solange es noch möglich ist“, erzählt die junge Frau.
Vier Tage waren sie im Bus von Kiew nach Köln unterwegs. Die Tickets seien innerhalb von Minuten ausgebucht gewesen. Ein Flug war nicht mehr zu bekommen. Von Köln ging es schließlich nach Karlsruhe, wo der aus der Ukraine stammende Pate einer ihrer Brüder lebt. „An der ukrainisch-polnischen Grenze standen wir 36 Stunden im Stau. Einige junge Männer, die mit uns im Bus waren, durften nicht ausreisen und wurden zurückgeschickt“, berichtet sie. An der PHKA hat sich die ukrainische Studentin für die Fächer Deutsch und Kunst eingeschrieben und ist sehr froh, in Sicherheit zu sein.