Der Ukrainekrieg und Karlsruhe: Welche sozialen Geschäftsideen könnten helfen?
Einmal pro Jahr bietet das Institut für Ökonomie und ihre Didaktik der PHKA ein Social Entrepreneurship-Seminar an, in dem Studierende Prototypen für soziale Geschäftsideen mit lokalem Bezug entwickeln. Dieses Mal ging es – erneut in Kooperation mit der Stadt Karlsruhe – um Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den Auswirkungen in Karlsruhe.
Wie können sich gesellschaftliche Probleme in Karlsruhe mildern lassen, die im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine entstanden sind? Rund 20 Studierende der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) haben sich im Rahmen des Projektseminars „Social Entrepreneurship“ mit dieser Aufgabenstellung befasst und in sechs Gruppen Prototypen sozialer Geschäftsideen für Karlsruhe entwickelt. Entstanden sind vier Apps für die Themen berufliche Neuorientierung, Sport für Kinder und Jugendliche, Wohnungssuche und Studium, ein Festival-Konzept, das Unternehmen und Geflüchtete zusammenbringt, und die Idee für ein kunsttherapeutisches Angebot.
Ziel des Seminars war, „die Studierenden für eine selbstbestimmte und verantwortungsbewusste Gestaltung der Gesellschaft zu sensibilisieren und ihr Bewusstsein für gesellschaftliche Probleme beziehungsweise für Personengruppen mit Teilhabeerschwernissen zu schärfen“, erläutert Prof. Dr. Dr. h. c. Claudia Wiepcke. Die Leiterin des Instituts für Ökonomie und ihre Didaktik, die das Projektseminar „Social Entrepreneurship“ seit 2019 einmal pro Jahr in Kooperation mit dem Karlsruher Sozialdezernenten Dr. Martin Lenz anbietet, hatte für das Sommersemester 2022 wieder eine hochschulöffentliche Präsentationsveranstaltung organisiert, um die drei besten Projekte zu küren. Tag der Entscheidung war am 26. Juli. Die Studierenden hatten Stände mit Infomaterialien zu ihren Geschäftsideen bestückt, Smartphones und Tablets bereitgelegt und Pitches vorbereitet. So konnte sich die Jury mit Prof. Wiepcke, Dr. Lenz, Ewald Mittelstädt (Professor für Entrepreneurship an der Fachhochschule Südwestfalen) und Mag. Jürgen Frentz (Akademischer Mitarbeiter am Institut für Ökonomie und ihre Didaktik) ein umfassendes Bild machen, Fragen stellen, die Apps ausprobieren und schnell zur Entscheidung kommen.
Die besten drei Prototypen
Platz eins ging an die fünfköpfige Studentinnengruppe um Milena Haubold aus dem Masterstudiengang Kulturvermittlung. Die Studentinnen haben ein Konzept für ein kunsttherapeutisches Angebot entwickelt, das aus der Ukraine geflüchteten Kindern und Jugendlichen helfen soll, ihre traumatischen Erlebnisse auch ohne Sprache zu verarbeiten. Die Idee ist, einen Creativity-Bus mit Farben, Musik und Bastelmaterialien sowie pädagogischem Fachpersonal zu Einrichtungen wie Jugendzentren, Schulen oder Flüchtlingsunterkünften zu schicken, um mit den Kindern in einem kreativen Prozess zu kommen. Ganz knapp dahinter auf Platz zwei landete die Prototyp-App Karlsruher Vereine für Kinder, die es geflüchteten Kindern ermöglichen soll, den passenden Sportverein zu finden. Dafür hatten die vier Studierenden um Marlena Radke Kontakte mit Vereinen aufgenommen und auch ukrainische Kinder befragt. Und Platz drei ging an Room+aide, eine App, die Geflüchteten helfen soll, schnell und unkompliziert eine Unterkunft in Karlsruhe zu finden. Entwickelt haben diesen Prototypen vier Studierende um Gruppensprecherin Tülin Degirmenci.
„Alle Projekte sind umsetzbar und auch für Geflüchtete aus anderen Ländern hilfreich, das ist toll. Ich bin begeistert“, sagte Dr. Lenz. Er möchte die Studierenden nach der Sommerpause ins Rathaus einladen, um zu schauen, was wie realisiert werden kann. Das Siegerprojekt „Creativity – No words needed“ lobte der Sozialdezernent als „sehr kreativ und empathisch“. Ende April hatte er mit Sozialplanerin Regina Heibrock – ebenfalls Stadt Karlsruhe – den Studierenden einen Überblick gegeben, welche gesellschaftlichen Herausforderungen in Karlsruhe im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine entstanden sind.