Open Educational Resources (OER): Freie Bildungs­materialien für Schule, Hochschule und Weiterbildung

Unter offener Lizenz frei zur Verfügung stehende Lehrmaterialien – Onlinekurse, Erklärvideos oder Apps – erweitern die didaktischen Möglichkeiten von Lehrkräften und sorgen für einen gerechteren Zugang zu Bildung. Lehramtsstudierende der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe werden seit vielen Jahren dazu befähigt, OER kompetent in der Schulpraxis zu nutzen und auch selbst zu erstellen.

Bildung verbessern durch freie Bildungsmaterialien. Foto: Education - Creative Commons, NEC, CC BY 2.0, Flickr

Bildung verbessern durch freie Bildungsmaterialien. Foto: Education - Creative Commons, NEC, CC BY 2.0, Flickr

Chancengerechte, hochwertige Bildung und lebenslanges Lernen, das sind die Ziele der UNESCO-Agenda „Bildung 2030“. Einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung dieser Ziele können Open Educational Resources (OER) leisten. Freie Bildungsmaterialien, die unter offener Lizenz allen zur Verfügung stehen. Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern oder Studierenden und Dozierenden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Internetportale, sogenannte Repositorien, die Lehr- und Lerninhalte für verschiedene Zielgruppen bündeln. Hier gibt es Onlinekurse, Erklärvideos, Podcasts, Apps oder Unterrichtsideen für alle möglichen Fächer und Lernstufen. Um sie zu teilen, aber auch um sie gemeinsam weiterzuentwickeln. Offene Lehr- und Lernmaterialien der baden-württembergischen Hochschulen – auch der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe – stellt beispielsweise das zentrale OER-Repositorium ZOERR auf oerbw.de zur Verfügung und geprüfte Unterrichtsmaterialien für die Schule finden Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler unter anderem auf wirlernenonline.de oder zum.de.

„Open Educational Resources sind ein relevantes Thema, das durch die fortschreitende Digitalisierung des Lehrens und Lernens noch einmal an Bedeutung gewonnen hat“, sagt Jun. Prof. Dr. Nadine Anskeit, die am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) unter anderem zu digitalen Medien im Deutschunterricht forscht. Die Wissenschaftlerin ist Vorstandsmitglied der „Zentrale für Unterrichtsmaterialien im Internet“ (ZUM) sowie im Beirat von „WirLernenOnline“ aktiv. „Viele Lehrerinnen und Lehrer sind froh, dass es OER-Portale gibt, auf denen sie geprüfte Materialien für den Präsenz-, Online-, oder Hybrid-Unterricht finden können“, berichtet Anskeit. „Aber es gibt auch immer noch sehr viele Lehrkräfte, die mit dem Begriff OER nichts anfangen können.“

Das Lizenzsystem Creative Commons kennenlernen

An der PHKA sind Dozierende und Studierende seit vielen Jahren in Sachen OER aktiv – sei es in Seminaren oder in Projekten. So bietet die bildungswissenschaftliche Hochschule ihren Lehramtsstudierenden bereits seit rund zehn Jahren Seminare an, die sie dazu befähigen, digitale Lehr-und Lernmaterialien rechts- und urheberkonform zu erstellen sowie in der Schulpraxis kompetent damit umzugehen. „Lehrkräfte sollten in der Lage sein, ihren Schülerinnen und Schüler zu vermitteln, dass Posts und geteilte Inhalte rechtskonform und unbedenklich sein müssen. OER und ihre rechtlichen Aspekte können dabei helfen, mit diesen Dingen sensibel und kompetent umzugehen“, sagt Dr. Ulf Kerber. Der akademische Mitarbeiter am Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft entwickelt selbst seit zehn Jahren OER. Zusammen mit Jun Prof. Dr. Anskeit hat er beispielsweise die Erstellung eines Comic-Kurses für Grundschülerinnen und Grundschüler betreut – realisiert haben ihn Studierende der PHKA (grundschullernportal.zum.de/wiki/Cobis-Comic-Werkstatt).

„Die Studierenden nehmen die OER-Angebote sehr gerne an und sehen, dass sie die erworbenen Kompetenzen später gut in der Schulpraxis einsetzen können“, berichtet Anskeit. „Einen sehr guten Ruf hat das Geschichtsdidaktik-Wiki der PHKA, das in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg entstanden ist“, ergänzt Kerber. Es biete angehenden und praktizierenden Lehrerinnen und Lehrern wertvolle Ideen für kompetenzorientiertes Lernen und werde weiter fortgeschrieben. Auf der gleichen Plattform (geoges.ph-karlsruhe.de/wiki) soll nun auch ein Ökonomiedidaktik-Wiki entstehen.

Aber nicht nur im Bereich Lehramtsstudiengänge sind Dozierende und Studierende der PHKA in Sachen OER aktiv. Basiswissen und praktische Kompetenzen vermittelt auch das berufsbegleitende Zertifikatsstudium Digitales Lernen (CAS). „In dieser fünfmonatigen wissenschaftlichen Weiterbildung lernen Teilnehmende unter anderem das für OER wichtige Lizenzsystem Creative Commons kennen und sind hinterher in der Lage, selbst digitale Lehr-Lern-Designs und Materialien zu erstellen und freizugeben“, erläutert Jun. Prof. Dr. Bernhard Standl, Leiter des Instituts für Informatik und digitale Bildung. Und auch die im Rahmen des Hochschulentwicklungsprojekts InDiKo entwickelten digitalen Lehr-Lern-Konzepte werden später als Open Educational Resources zur Verfügung gestellt, ergänzt Standl als Projektkoordinator. Die Bibliothek der PHKA schließlich unterstützt Hochschulangehörige dabei, ihre OER auf dem hochschuleigenen Repositorium OPUS oder auf ZOERR zu veröffentlichen.

Pressemitteilung als pdf

  regina.schneider@vw.ph-karlsruhe.de