Forscherinnen der PHKA analysieren digitale Unterrichtsmaterialien zum Teil-Ganze-Verständnis von Kindern
Ein neuer open-access Beitrag von Caroline Marx und Kolleg:innen unterstreicht, dass aus mathematikdidaktischer Sicht digitale Unterrichtsmaterialien nicht für eine systematische Förderung des Teil-Ganze-Verständnisses geeignet sind.

PHKA/MiniMa
Der Erwerb des Teil-Ganze-Verständnisses gilt als einer der grundlegendsten Meilensteine in der frühen mathematischen Entwicklung von Kindern. Aktuelle Erkenntnisse unterstreichen allerdings, dass nur rund ein Drittel der analogen Unterrichtsmaterialien eine systematische Einführung und Förderung von Teil-Ganzes-Zusammenhängen anbietet. Angesichts der wachsenden Bedeutung digitaler Medien im Grundschulunterricht stellt sich die Frage: Haben aktuelle digitale Unterrichtsmaterialien prinzipiell das Potential, das Teil-Ganze-Verständnis systematisch zu fördern? Diese Frage wird von Caroline Marx und Kolleg:innen im Artikel beantwortet. Dafür bewerten sie 18 aktuell genutzte Mathematik-Apps systematisch aus mathematikdidaktischer Sicht anhand eines hierfür eigens entwickelten, umfangreichen Kriterienkatalogs – unter anderem hinsichtlich der Frage, ob Zahlzerlegungen auf enaktiver, ikonischer und symbolischer Ebene angeboten werden. Die Analyse verdeutlicht, dass keine der betrachteten Apps Zerlegungsaufgaben auf enaktiver oder ikonischer Ebene bereitstellt, und nur sieben Apps Zerlegungsaufgaben auf der symbolischen Ebene beinhalten (Bild 1). Elf Apps bieten überhaupt keine Zerlegungsaufgaben an.
Die Autor:innen schlussfolgern, dass die analysierten Apps nicht das Potential haben, das Teil-Ganze-Verständnis systematisch zu fördern und, dass digitale Materialien insgesamt ihr Potential mit Blick auf die Förderung mathematischer Kompetenzen noch nicht voll ausschöpfen. Die Autor:innen betonen die Notwendigkeit multidisziplinärer Teams, beispielsweise bestehend aus Softwareingenieuren, Mathematikdidaktikern und Lehrkräften, für die Entwicklung zukünftiger digitaler Unterrichtsmaterialien. Digitale Medien, zum Beispiel zur Förderung des Teil-Ganzes-Verständnisses, könnten dann einerseits so entwickelt werden, dass sie sowohl mathematikdidaktische Anforderungen (z.B. Übungen zu Zahlzerlegungen auf enaktiver, ikonischer und symbolischer Ebene), als auch Bedarfe von Mathematiklehrkräften (z.B. Möglichkeiten zur Differenzierung und zum Umgang mit heterogenen Lernvoraussetzungen) berücksichtigen und theoretisch fundierte, interaktive und adaptive Aufgaben anbieten.
Marx, C., Roesch, S., Moeller, K., & Benz, C. (2025). From the whole to its parts – A systematic analysis of affordances for learning part-whole-relations in digital apps. International Electronic Journal of Mathematics Education, 20(1), em0802. https://doi.org/10.29333/iejme/15677