Gemeinsames Arbeiten im Ganztag von Lehrer:innen und Pädagog:innen mit städtischem Partner
Ab 2026 haben Grundschulkinder bundesweit einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung. Seit 2022 bietet die Pädagogische Hochschule Karlsruhe ihren Studierenden die Möglichkeit, sich speziell für das Arbeiten in multiprofessionellen Teams zu qualifizieren. Partner ist der Stadtjugendausschuss Karlsruhe.
Ab August 2026 führt Deutschland für Grundschulkinder schrittweise den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ein – für jeweils sieben oder acht Stunden an mindestens drei Werktagen pro Woche. Zunächst gilt dieser Anspruch auf Bildung und Betreuung für Mädchen und Jungen der ersten Klassenstufe, bis 2029 soll er jährlich um eine Klassenstufe erweitert werden. Für Lehrer:innen und Pädagog:innen bedeutet die Ausweitung des Ganztags, dass sie mehr und intensiver zusammenarbeiten. „Dieses hohe Maß an Kooperationskompetenz kann jedoch nicht einfach vorausgesetzt werden, hier hakt es im Ganztag ganz gewaltig“, sagt Dr. Annette Scheible, Diplompädagogin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA).
Oft bestehe ein hierarchisches Gefälle zwischen Lehrer:innen und Pädagog:innen und „Betreuung“ werde im Vergleich zu „Unterricht“ marginalisiert. Um ein Arbeiten auf Augenhöhe zu ermöglichen, sei es jedoch wichtig, dass Lehrer:innen und Pädagog:innen ihre jeweiligen Expertisen gegenseitig kennen und schätzen lernen, so die ehemalige Grundschullehrerin.
Alleinstellungsmerkmal: dreiwöchige Praxisphase
Das Institut für Frühpädagogik und das Institut für Schul- und Unterrichtsentwicklung der PHKA haben deshalb das zweisemestrige Zertifikat „Ganztagsbildung“ entwickelt, das angehende Grundschullehrkräfte und Kindheitspädagog:innen – diese für den Ganztag im Primarbereich relevanten Studiengänge bietet die PHKA – gemeinsam auf das Arbeiten in multiprofessionellen Teams vorbereitet. Das Zertifikat umfasst die Lehrveranstaltungen „Theorien und Konzeptionen der ganztägigen Bildung“, „Multiprofessionelle Kooperation an Ganztagsgrundschulen“ und „Pädagogische Gestaltung inklusiver Ganztagsgrundschulen“ sowie ein dreiwöchiges Praktikum an einer Ganztagsschule in Karlsruhe, das von einem PHKA-Begleitseminar flankiert wird. Die erstgenannten drei Lehrveranstaltungen stehen auch PHKA-Studierenden offen, die nicht das Zertifikat erwerben wollen.
„Alleinstellungsmerkmal unseres kooperativen Qualifizierungsangebots ist die dreiwöchige Praxisphase in studiengangsgemischten Tandems, die wir in Kooperation mit dem Stadtjugendausschuss der Stadt Karlsruhe durchführen“, streicht Dr. Annette Scheible heraus. Und betont: „Wenn sich die unterschiedlichen Professionen früh kennenlernen, wirkt sich das positiv auf die spätere Zusammenarbeit im Ganztag aus.“
Das bestätigten auch Rückmeldungen von Studierenden: Zukünftige Kindheitspädagog:innen bauen Vorteile gegenüber angehenden Lehrer:innen ab und umgekehrt. So wird Arbeiten auf Augenhöhe möglich – im Interesse der Kinder. Denn die lernen gerne in einem harmonischen Umfeld und profitieren von den Kompetenzen und Visionen beider Professionen.
Andere Hochschulen wollen das Modell übernehmen
Die PHKA bietet das Zertifikat „Ganztagsbildung“ mit dem Fokus auf multiprofessionelle Teams seit 2022 an. Da die Nachfrage sehr groß ist, wurde die Anzahl der Plätze von 15 auf 30 verdoppelt. Andere Hochschulen bieten diese Zusatzqualifikation nicht an, wollen aber nachziehen. „Zwei sind schon an uns herangetreten und haben gefragt, ob sie unser Modell übernehmen dürfen“, so Scheible. Weitere Informationen zum Zertifikat „Ganztagsbildung“ stehen zur Verfügung auf www.ph-karlsruhe.de/studieren/zertifikate/ganztagsbildung.