Krieg und Massengewalt: Welche Rolle spielen Bildung und Erziehung?

Wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf Kriege vorbereitet werden und welche Rolle Bildung und Erziehung während kriegerischer Auseinandersetzungen spielen, ist Thema des kürzlich erschienenen Sammelbands „War and Education“. Mitherausgeber Jun.-Prof. Dr. Sebastian Engelmann veranstaltet im April an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe eine Tagung zum Thema „Krieg und Frieden – Bildungshistorische Perspektiven“.

Zweiter Weltkrieg: Englische Kinder bei einer Gasmaskenübung. Foto: www.flickr.com/photos/22326055@N06/4194704259/in/photostream

Zweiter Weltkrieg: Englische Kinder bei einer Gasmaskenübung. Foto: www.flickr.com/photos/22326055@N06/4194704259/in/photostream

Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine macht schmerzlich bewusst, dass auch das 21. Jahrhundert nicht frei ist von militärischer Gewalt. Schon immer an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt sind auch Institutionen von Bildungs- und Erziehungssystemen wie Kindergärten oder Schulen. Und das rund um den Globus. Welche Rolle sie bei der Vorbereitung oder Durchführung von Kriegen spielen, zeigt der gerade erschienene englischsprachige Sammelband „War and Education: The Pedagogical Preparation for Collective Mass Violence“ (Krieg und Erziehung: Die pädagogische Vorbereitung kollektiver Massengewalt).

Renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Dänemark, Deutschland, der Schweiz, Polen, den USA und China thematisieren hier, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene pädagogisch auf Kriege vorbereitet wurden, was während der Kriege in Sachen Bildung und Erziehung passierte und wie die pädagogischen Verhältnisse danach aussehen.

Staatsbürgerliche Erziehung und Re-Education

„In den Blick genommen werden beispielsweise die staatsbürgerliche Erziehung in der DDR, die Vorbereitung der sogenannten Re-Education in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg oder die Ausbildung junger Frauen zur Verteidigung im Kriegsfall“, sagt Jun.-Prof. Dr. Sebastian Engelmann, der den Band zusammen mit Bernhard Hemetsberger und Frank Jacob herausgegeben hat. Die insgesamt 15 Beiträge umfassende Publikation ist erster Abschluss eines zweijährigen Projektes, das 2020 von Forschenden in Karlsruhe, München und Bodø (Norwegen) initiiert wurde.

Militaristische Tendenzen in der Pädagogik erkennen

„Auch heute müssen Bildung und Erziehung auf Krieg und Gewalt reagieren“, macht Jun.-Prof. Dr. Engelmann deutlich. „Um eine friedliche Zukunft bewusst mitgestalten zu können, müssen wir angehende Lehrerinnen und Lehrer umfassend befähigen, antidemokratische und militaristische Tendenzen in der Pädagogik zu erkennen“, so der Erziehungswissenschaftler, der an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe zur Geschichte der Pädagogik sowie zu Demokratiepädagogik forscht.

Den Blick für diese Thematik schärfen will die wissenschaftliche Tagung „Krieg und Frieden – Bildungshistorische Perspektiven“, die am 28. und 29. April in Präsenz an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe stattfindet. Veranstaltet wird die Tagung von Jun.-Prof. Dr. Sebastian Engelmann von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, Prof. Dr. Esther Berner und Dr. Clemens Bach von der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg sowie Dr. Viktoria Gräbe von der Universität Hildesheim. Auf dem Programm stehen Vorträge zu Kindern im Krieg, pazifistischer pädagogischer Literatur oder dem Verhältnis von Pädagogik und Militär. Außerdem geht es um Erinnerungspraktiken und Medien. Nähere Informationen zum Programm sind zu finden auf www.ph-karlsruhe.de (Termine).

Originalpublikation: Sebastian Engelmann, Bernhard Hemetsberger, Frank Jacob (Hrsg.), War and Education. The Pedagogical Preparation for Collective Mass Violence (2022), Brill Schöningh. Erschienen in der Reihe „War (Hi) Stories“, Band 10.

Pressemitteilung als pdf

  regina.thelen@ph-karlsruhe.de