Erstklassig: Beste studentische Abschlussarbeiten ausgezeichnet

Einmal jährlich zeichnet die Pädagogische Hochschule Karlsruhe ihre besten studentischen Abschlussarbeiten in den Kategorien Bachelor, Master und Gender aus. Die mit insgesamt 1000 Euro dotierten Preise für 2021 gehen an Laura Barth, Fabian Kneller und Marie-Theres Männle. Stifter der Preisgelder ist die Stadt Karlsruhe.

Herausragende wissenschaftliche Leistung: Einmal jährlich zeichnet die PHKA ihre besten studentischen Abschlussarbeiten aus. Foto: Kamuf/PHKA

Herausragende wissenschaftliche Leistung: Einmal jährlich zeichnet die PHKA ihre besten studentischen Abschlussarbeiten aus. Foto: Kamuf/PHKA

Einmal jährlich zeichnet die Pädagogische Hochschule Karlsruhe (PHKA) ihre besten studentischen Abschlussarbeiten in den Kategorien Bachelor, Master und Gender aus. Auch für 2021 hat sie wieder drei Preise vergeben. Die mit 300 Euro dotierte Auszeichnung für die beste Bachelorarbeit (Note 1,0) geht an Laura Barth. Die angehende Grundschullehrerin hat untersucht, inwieweit sich Personen im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit weiterbilden und welche Kompetenzen sie dadurch erwerben. Die beste Masterarbeit (1,0) zeichnet die Hochschule mit 400 Euro aus. Vorgelegt hat sie Fabian Kneller im Fach Physik für das Lehramt Sekundarstufe I. Der Student hat ein objektives und geprüftes Testinstrument erarbeitet, mit dem die Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden beim Experimentieren mit digitalen Messwerterfassungssystemen erfasst werden kann. Und die beste Abschlussarbeit zu einem Gender-Thema stammt von Marie-Theres Männle, die ebenfalls Grundschullehrerin werden möchte. Ihre Bachelorarbeit (1,0) befasst sich mit dem Thema „Hat Lesen ein Geschlecht? Präferenzen der Lektürewahl bei Jungen“. Sie erhält den mit 300 Euro dotierten Genderforschungspreis.

Verantwortlich für die Auswahl der beiden Abschlussarbeiten zeichnet die Forschungskommission der PHKA, die Arbeit für den Genderforschungspreis wählt die Gleichstellungskommission aus. Eingereicht werden konnten Arbeiten, die zwischen Herbst 2020 und 2021 begutachtet wurden. Die Preisgelder in Höhe von insgesamt 1000 Euro hat die Stadt Karlsruhe gestiftet. Prof. Dr. Annette Worth, Prorektorin für Forschung und Nachwuchsförderung sowie Vorsitzende der Forschungskommission, gratuliert Preisträgerinnen und Preisträger „zu ihren herausragenden wissenschaftlichen Leistungen“. Bewertungskriterien der Forschungskommission waren unter anderem die wissenschaftliche Qualität der Arbeit, forschungsmethodisches Vorgehen, Innovativität sowie Nähe zum Profil der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Die Arbeiten im Einzelnen

Ob und inwieweit bilden sich Personen im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit weiter und welche Kompetenzen erwerben sie dadurch? Um diese Forschungsfrage geht es in Laura Barths Bachelorarbeit Bildungswirkungen ehrenamtlichen Engagements am Beispiel ‚foodsharing‘. Verknüpft hat die Lehramtsstudentin damit „zwei Themenfelder, die so bisher noch nicht in den Blick genommen wurden: Ehrenamtliches Engagement und Nachhaltigkeit(sbewegungen)“, sagt Erstgutachter Dr. André Epp vom Institut für Bildungswissenschaftliche Forschungsmethoden. Außerdem habe Barths Bachelorarbeit „ein sehr hohes wissenschaftliches Niveau, das sich deutlich von der Qualität typischer Bachelorarbeiten abhebt“. So hat denn ein nicht unerheblicher Teil der Empirie der Arbeit Eingang gefunden in einen gemeinsam mit Dr. Epp verfassten Beitrag für die wissenschaftliche Fachzeitschrift „Voluntaris – Zeitschrift für Freiwilligendienste und zivilgesell­schaft­liches Engagement“. Eines der wesentlichen Ergebnisse der Leitfadeninterviews, die Laura Barth mit ‚foodsharing‘-Ehrenamtlichen geführt hat, ist, dass im Rahmen dieses Engagements Bildungsprozesse stattfinden und die erworbenen Kompetenzen einen besonders nachhaltigen Einfluss auf das Leben der Ehrenamtlichen haben.

Einen Beitrag zum Hochschulentwicklungsprojekt InDiKo leistet die Masterarbeit von Fabian Kneller. Der angehende Physiklehrer hat ein objektives und geprüftes Testinstrument erarbeitet, mit dem die Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden beim Experimentieren mit digitalen Messwerterfassungssystemen erfasst werden kann. Selbstwirksamkeit zu messen ist wichtig, denn sie zeigt an, ob jemand davon überzeugt ist, eine Handlung auch tatsächlich erfolgreich ausführen zu können. „Im Rahmen unseres InDiKo-Teilprojekts Physik überarbeiten wir Teile unseres Studienangebots dahingehend, dass Studierende verstärkt mit digitalen Messwerterfassungs­systemen in Kontakt kommen, und dazu muss geprüft werden, ob die Maßnahmen auch von Erfolg sind. Genau hier kann nun Fabian Knellers Verfahren eingesetzt werden“, erläutert Erstgutachter Gregor Benz vom Institut für Physik und Technische Bildung. Bei Fabian Knellers „Masterarbeit auf sehr hohem Niveau“ handele es sich um „eine aktuelle physikdidaktische Fragestellung“, die insbesondere vor dem Hintergrund der Bemühungen zur Digitalisierung von Lernen und Lehren hoch relevant sei. Für seine quantitative Studie Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung der Selbstwirksamkeit beim Experimentieren mit digitalen Messwert­erfassungs­systemen hat Fabian Kneller einhundert Lehramtsstudierende mit dem Hauptfach Physik aus ganz Deutschland befragt. Eine Publikation in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift ist in Arbeit.

Mit den Lektüreauswahlkriterien von Jungen und dem daraus abzuleitenden Präferenzen-Spektrum beschäftigt sich die Bachelorarbeit von Marie-Theres Männle. Hauptfrage ihrer empirischen Erhebung Literatur für Jungen – Hat Lesen ein Geschlecht? Präferenzen der Lektürewahl bei Jungen ist, ob es sich beim Literatur- und Lesesozialisationsfeld um eine geschlechtergeprägte Domäne handelt und ob wir deshalb von einem ‚Geschlecht des Lesens‘ sprechen können. Für die schulbezogene Praxisarbeit mit genderspezifischem Thema hat Marie-Theres Männle, die Lehramt Primarstufe studiert, qualitative Interviews mit Grundschulkindern aus den Klassenstufen drei und vier geführt. Und kommt zu dem Schluss, dass weder ein ‚Geschlecht des Lesens‘ zementiert noch der vermeintliche ‚Risikofaktor männlichen Geschlechts‘ unreflektiert angenommen werden sollte, sondern Kinder vielmehr in ihren individuellen Kompetenzen gefördert werden sollten. Zurückgegriffen werden solle dabei „auf differenziertere lese(r)bezogene Variablen wie Präferenzen, Stärken und Schwächen“, so Männle. Dadurch eröffne das Lesen die Chance, sich von gesellschaftlichem Geschlechterdenken freizumachen und wahrzunehmen, dass hinter den Lesenden mehr steckt als ihre Geschlechtsidentität. Erstgutachterin Dr. Birgitta Reddig-Korn vom Institut für deutsche Sprache und Literatur bestätigt der Arbeit „sehr gut angelegt, sinnvoll strukturiert, sorgfältigst ausgeführt und sprachlich in einem wissenschaftlichen Stil auf höchstem Niveau formuliert“ zu sein.

Pressemitteilung als pdf

  regina.thelen@ph-karlsruhe.de