Integrationsfähigkeit: Sich mit Veränderungen konstruktiv auseinandersetzen

Seit 2019 hat die von der Bundesregierung eingesetzte „Kommission zu den Rahmen­be­din­gungen der Integrationsfähigkeit“ Analysen und Empfehlungen für eine gelingende Inte­gration erarbeitet. Ihren Abschlussbericht legten die Fachleute am 20.1. vor. Kommis­sions­mitglied Prof. Dr. Annette Treibel-Illian macht sich dafür stark, intensiver über Ge­schlech­terbeziehungen und Geschlechteridentitäten im Einwanderungsland nachzudenken.

Kommission zu den Rahmen­be­din­gungen der Integrationsfähigkeit: Übergabe des Abschlussberichts an Bundeskanzlerin Merkel am 20.1.2021. Foto: Bundesregierung/Bergman

Kommission zu den Rahmen­be­din­gungen der Integrationsfähigkeit: Übergabe des Abschlussberichts an Bundeskanzlerin Merkel am 20.1.2021. Foto: Bundesregierung/Bergman

Wie kann Integration am besten gelingen? Mit dieser Frage hat sich seit Februar 2019 eine von der Bundesregierung eingesetzte Fachkommission auseinandergesetzt. Ihren Abschlussbericht mit Analysen und Empfehlungen übergab die Kommission zu den Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit am 20.1. an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und stellte diesen im Rahmen einer Online-Veranstaltung vor. Mit dabei war Prof. Dr. Annette Treibel-Illian von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Soziologin gilt als eine der führenden Exper­tinnen für Migrationsforschung in Deutschland und wurde 2019 in die Kommission berufen.

Integration als ein Projekt für alle begreifen

„Integrationsfähigkeit ist eine Angelegenheit für alle Gesellschaftsmitglieder, die im Ein­wan­derungsland Deutschland zusammenleben. Dazu gehört, sich mit den Veränderungen der letzten Jahrzehnte konstruktiv auseinanderzusetzen“, sagt Prof. Dr. Treibel-Illian. Der Abschlussbericht der Kommission stelle diese Veränderungen genau dar, analysiere die gesellschaftlichen Debatten und Erkenntnisse der Forschung und schlage Maßnahmen für Politik und Alltag vor. In der Kommission hat sich Annette Treibel-Illian erfolgreich dafür eingesetzt, Integration als ein Projekt für alle zu begreifen. „Damit Integration gelingen kann, müssen sich nicht nur die neu Hinzukommenden, sondern auch die schon länger Ansässigen verändern“, so die Soziologin.

In Sachen Gleichstellung ist noch Luft nach oben

Ein besonderes Anliegen sind Annette Treibel-Illian die Beziehungen zwischen Frauen und Männern im Einwanderungsland. Auf ihre Initiative hin hat sich die Kommission auch mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt. Die Ergebnisse sind im Abschlussbericht unter der Überschrift „Geschlechterbeziehungen im Einwanderungsland“ nachzulesen. „Die Emanzipation von Frauen und LSBTIQ*-Menschen sowie die Gleichstellung aller Geschlechter waren und sind kontroverse Themen – auch, aber keineswegs nur für Eingewanderte“, so die Wissenschaftlerin. Und weiter: „Wenn wir im Einwanderungsland Deutschland konstruktiv zusammenleben wollen, so ist es für alle hilfreich, über ihre Vorstellungen von Weiblichkeit, Männlichkeit und weiteren Geschlechteridentitäten nachzudenken. In Sachen Gleichstellung ist noch Luft nach oben.“

Der Abschlussbericht der Kommission zu den Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit sowie weitere Informationen stehen auf www.fachkommission-integrationsfähigkeit.de zur Verfügung.

Zur Person

Prof. Dr. Annette Treibel-Illian ist Professorin für Soziologie und Leiterin des Masterstudiengangs Interkulturelle Bildung, Migration und Mehrsprachigkeit an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Migration, Geschlechterforschung, Zivilisationstheorie und Öffentliche Soziologie. Sie ist unter anderem Mitglied im Konzil der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und im bundesweiten Rat für Migration. Außerdem ist sie für zahlreiche Einrichtungen als Gutachterin tätig. Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde Annette Treibel, so ihr Autorinnen-Name, 2015 durch ihr Buch „Integriert Euch! Plädoyer für ein selbstbewusstes Einwanderungsland“.

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  regina.schneider@vw.ph-karlsruhe.de