Hohes Niveau: Preise für die besten Abschlussarbeiten
Nachhaltiges Handeln, Rap und Lehrersprache – um diese Themen geht es in den Abschlussarbeiten, die dieses Jahr an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe mit dem von der Stadt Karlsruhe gestifteten „Preis für Studierende an Karlsruher Hochschulen“ ausgezeichnet werden. Eine der drei mit 1,0 bewerteten Arbeiten soll international publiziert werden.
Dass wir mit den Ressourcen der Erde nachhaltig umgehen, ist überlebenswichtig und erlaubt keinen Aufschub. Doch wie lässt sich nachhaltiges Handeln fördern? Die empirische Masterarbeit von Julia Werdermann zeigt, dass individuelle Selbstverpflichtung ein möglicher Weg ist. Denn Menschen, die sich in ihrem Alltag für eine begrenzte Zeit zu einem umweltfreundlichen Verhalten verpflichten, werden für nachhaltiges Handeln sensibilisiert und zu umweltpositiven Verhaltensänderungen angeregt. Die Arbeit aus dem Masterstudiengang Biodiversität und Umweltbildung sowie die beiden Abschlussarbeiten von Marielouise Mürle-Thür und Björn Ossa aus den Lehramtsstudiengängen Grundschule und Sekundarstufe I zeichnet die Pädagogische Hochschule Karlsruhe dieses Jahr mit dem „Preis für Studierende an Karlsruher Hochschulen“ aus.
Forschungsmethoden überzeugen
„Über die hohe Qualität dieser drei Abschlussarbeiten freuen wir uns sehr. Sie überzeugen sowohl inhaltlich als auch im Hinblick auf die angewandten Forschungsmethoden“, gratuliert die Prorektorin für Forschung und Nachwuchsförderung, Prof. Dr. Annette Worth, den beiden Preisträgerinnen und dem Preisträger zu ihrem Erfolg. Insgesamt erhalten die drei Absolvierenden 1.600 Euro, gestiftet wird der Preis von der Stadt Karlsruhe. Die Auswahl erfolgte durch die Forschungskommission, die Übergabe findet im Rahmen des Neujahrsempfangs 2020 statt.
Individuelle Selbstverpflichtung
Julia Werdermann hatte vergangenes Jahr 100 Personen aus Karlsruhe dafür gewinnen können, eine Woche lang ein umweltfreundliches Verhalten in ihren Alltag zu übernehmen. So kauften beispielsweise 27 Personen plastikfrei ein, 20 aßen vegan und 15 sammelten Müll auf. Anschließend berichteten alle in Online-Befragungen und Interviews von ihren Erfahrungen. „Mit der gewählten Methode der freiwilligen Selbstverpflichtung betritt Julia Werdermann forschungstechnisch Neuland“, sagt der Zweitprüfer der Arbeit, Dr. Martin Remmele. Und Erstprüferin Prof. Dr. Petra Lindemann-Matthies, ebenfalls vom Institut für Biologie und Schulgartenentwicklung, kündigt an: „Wir möchten die empirische Forschungsarbeit in einem internationalen peer-reviewten Journal publizieren. In der vorliegenden Form ist die individuelle Selbstverpflichtung im deutschsprachigen Raum bislang nicht eingesetzt und evaluiert worden.“ https://einfachmalanders.com
Rap im Unterricht analysieren
Einen interdisziplinären Forschungsansatz zur Verwendung von Rap im sprachkritischen Schulunterricht hat Marielouise Mürle-Thür mit ihrer Abschlussarbeit vorgelegt. Die Alumna, die Lehramt an Grundschulen mit den Fächern Deutsch und Musik studiert hat, weist in ihrer Arbeit auf das große Potenzial von Rap für den sprachkritischen Unterricht hin. Dieser sei stark in der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern verankert und durch die sprachkritische Herangehensweise an dieses Text- und Musikgenre könnten sie exemplarisch lernen, sich analytischer und sprachbewusster mit Sprache zu befassen. „Eine der besten wissenschaftlichen Hausarbeiten, die ich je betreuen durfte“, sagt Erstgutachterin Dr. Nicole Bachor-Pfeff vom Institut für Deutsche Sprache und Literatur. Die Arbeit, so die Wissenschaftlerin, sei „ein Plädoyer für einen mehrdimensionalen, ganzheitlichen Blick auf Sprache und sprachdidaktische Konzepte, die kritische gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit für sprachlichen Missbrauch fordern.“
Wie reagieren Schüler auf eine sehr direkte Ansprache?
Ein „hohes wissenschaftliches Niveau, das sich deutlich von der Qualität typischer Bachelor-arbeiten abhebt“, bescheinigen Dr. Marianne Soff und Juniorprofessorin Dr. Olga Kunina-Habenicht der bildungswissenschaftlichen Abschlussarbeit von Björn Ossa. Der Student hat Lehrersprache und Reaktanz (Abwehrreaktion) bei Schülerinnen und Schülern untersucht und dafür 63 Lehrerinnen und Lehrer an drei Schulen befragt. Seine Forschungsthese war, dass eine sehr direkte, wenig höfliche Ansprache der Lehrperson zu stärkerer Reaktanz der Schülerinnen und Schülern führt. Diese These, so die Prüferinnen, habe sich zwar nicht bestätigt, aber Björn Ossas „umfangreiche und differenzierte Diskussion“ belege „ein sehr ungewöhnliches Maß an erworbenen forschungsmethodischen Kenntnissen und Fähigkeiten“. Das Thema sei im Schulalltag höchst relevant, aber bisher nur selten empirisch untersucht worden.