Runde Sache: Fishbowl-Event zu Hartmut Rosas Bestseller „Demokratie braucht Religion“ traf auf große Resonanz

PHKA-Studierende sowie Mitarbeitende aus Forschung und Lehre und Verwaltung diskutierten über Hartmut Rosas Plädoyer für die Relevanz von Glaube und Kirche zur Demokratiestärkung. Alle konnten mitreden, jede Stimme war wertvoll. Eingeladen hatte das Hochschulprofilfeld „Bildung in der demokratischen Gesellschaft“. Fortgesetzt wird das Gespräch nächstes Jahr. Am 18. April kommt der bekannte Soziologe an die PHKA. Auf Einladung des Profilfelds.

Gesprächsdynamik: Wer sich beteiligen wollte, wechselte in den innersten Kreis. Foto: PHKA

Gesprächsdynamik: Wer sich beteiligen wollte, wechselte in den innersten Kreis. Foto: PHKA

Demokratiebildung, Diskursfähigkeit sowie Ermöglichungsformen politischer und kultureller Beteiligung – dies sind einige der Themen- und Forschungsfelder, die im Fokus des interdisziplinären Profilfelds Bildung in der demokratischen Gesellschaft der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) stehen. Ziel des Profilfeldes ist es, Projekte zu versammeln und zu initiieren, die sich aktueller Herausforderungen der demokratischen Gesellschaft annehmen. Vergangene Woche hatte das Profilfeld zu einem hochschulöffentlichen „Fishbowl-Event“ eingeladen. Grundlage für die gemeinsame Diskussion war der Spiegel-Bestseller „Demokratie braucht Religion“ des bekannten Jenaer Soziologen Hartmut Rosa.

Besonderes didaktisches Arrangement

Insgesamt rund 70 Studierende und Mitarbeitende aus Forschung und Lehre sowie Verwaltung waren der Einladung gefolgt, über Rosas „Plädoyer für die Relevanz von Glaube und Kirche zur Demokratiestärkung“ ins Gespräch zu kommen.

Dass die Resonanz so gut war, lag wohl auch am besonderen didaktischen Arrangement „Fishbowl“. Hierzu waren die Sitzplätze für die Teilnehmenden in konzentrischen Kreisen angeordnet worden. Im innersten Kreis saßen die Personen, die Eingangsstatements hielten, hinzukamen hier einige freie Plätze. Wer sich am Gespräch beteiligen wollte, wechselte einfach aus den äußeren Kreisen in den innersten Kreis. Und wieder zurück. So konnte alle mitreden, die wollten. Jede Stimme war wertvoll.

Eine neue Form und Erfahrung für Studierende, Lehrende und Mitarbeitende, sich als Gleiche unter Gleichen über ein Thema auszutauschen, sich gegenseitig Gehör zu schenken. Kein Vorne und Hinten, kein Oben und Unten.

Sieben Eingangsstatements

Moderiert wurde die hoch konzentrierte, zum Teil kontroverse, aber immer ruhige und respektvolle Runde von Juniorprofessor Dr. Sebastian Engelmann, einem der beiden Sprecher des Profilfelds. Die Personen, die Eingangsstatements hielten, waren PHKA-Kanzler Klas Kullmann, Regina Speck, stellvertretende Leiterin des Instituts für Katholische Theologie, Nina Kühn, Doktorandin am Institut für Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft, Nikola Mirkovic, Leiter des Instituts für Philosophie, Ulvi Karagedik, Leiter des Instituts für Islamische Theologie/Religionspädagogik, Simon Dürr, Juniorprofessor am Institut für Evangelische Theologie und Meike Hünnekes, Lehramtsstudentin Grundschule mit den Fächern Katholische Theologie und Englisch.

Gesellschaft in "rasendem Stillstand"

In eineinhalb Stunden ging es um große Fragen wie „Was ist Religion?“, „Was ist Freiheit?“, „Wer hat eine Stimme in der Gesellschaft?“. Manche teilten Rosas Diagnose, dass sich die Gesellschaft in „rasendem Stillstand“, in einer Krise befinde und es ihr an „hörenden Herzen“ fehle. Dass der „Aggressionsgesellschaft“ der „Sinn der Vorwärtsbewegung“ verloren gegangen sei. Religion hingegen schaffe Räume für „hörende Herzen“, ermögliche das Hören eines dezidiert Anderen. Genauso wie Selbstwirksamkeit und Transformation.

Andere fragten, ob das Buch des Soziologen überhaupt eine treffende Analyse der Gesellschaft sei, ob sich daraus pädagogische Antworten ableiten lassen oder ob nicht vielmehr Religion Demokratie brauche statt umgekehrt. Dass Resonanz allein nicht reiche, sondern Vernunft hinzukommen müsse und Selbstreflexion, war auch zu hören. Ebenso, dass es wichtig sei, Verantwortung zu übernehmen und offen zu sein.

Fortsetzung folgt

Fortgesetzt wird das Gespräch zu Thema Demokratie und Religion nächstes Frühjahr. Mit Hartmut Rosa selbst. Das Profilfeld „Bildung in der demokratischen Gesellschaft“ hat den bekannten Soziologen, der an der Universität Jena forscht, für den 18. April an die PHKA eingeladen.

  regina.thelen@ph-karlsruhe.de