ProNaMU – Ein Mathematik-Projekt der PHKA mit dem Hauptpreisträger des Deutschen Schulpreises 2023

Das gemeinsame Projekt „Professionell Nachhaltig Mathematik Unterrichten“ (ProNaMU) von Pädagogischer Hochschule Karlsruhe (PHKA) und der prämierten Schule implementiert ein Konzept eines nachhaltigen Mathematikunterrichts in den Klassenstufen 7, 8 und 9. Neben der Erstellung der Materialien im gemeinsamen Dialog zwischen Hochschule und Schule zeichnet die Entwicklung der Lernbegleitung in der Praxis das Konzept aus. Prof. Dr. Mutfried Hartmann (PHKA)  und Studienrätin Petra Richter können für Hospitationen, Vorträge oder Workshops zum Konzept und dessen Umsetzung angefragt werden.

eine Schülerin und ein Schüler beschääftigen sich im Lernbüro Mathematik des Projekts ProNaMU selbstständig mit den verschiedenen haptischen, analogen und digitalen Materialien

Im Oktober 2023 erhielt die Eichendorffschule Erlangen, eine Mittelschule in Bayern, den Hauptpreis des deutschen Schulpreises. Die Jury überzeugte insbesondere der Raum der Mathematik für die Klassenstufen 5 und 6 und die Unterrichtsqualität in den Lernbüros. Das gemeinsame Projekt „Professionell Nachhaltig Mathematik Unterrichten“ (ProNaMU) von Pädagogischer Hochschule Karlsruhe (PHKA) und der prämierten Schule implementiert ein Konzept eines nachhaltigen Mathematikunterrichts in den Klassenstufen 7, 8 und 9. Dieses ursprünglich von Prof. Dr. Mutfried Hartmann in Kooperation mit Dr. Rainer Loska an der FAU Erlangen-Nürnberg entwickelte Konzept beruht auf drei zentralen Säulen: einer stabilen Begriffsbildung, einer Vernetzung der Inhalte und gezielt darauf abgestimmten Übungen und Wiederholungen. Dies soll fehlenden Grundvorstellungen und der Anhäufung abstrakter, voneinander isolierter Inhalte entgegenwirken. Die Eichendorffschule bietet nun die einmalige Gelegenheit, dieses Konzept zusammen mit dem Institut für Mathematik der PHKA in der Praxis zu konkretisieren, formativ zu evaluieren und damit weiterzuentwickeln. Wie gestaltet sich das konkret?

Erstellung eigenen passenden Materials

Alle Materialien werden im gemeinsamen Dialog zwischen Hochschule und Schule konzipiert und erstellt, in der Praxis erprobt und ihre Qualität in einem zyklischen Refinement-Prozess sichergestellt. Das Leitmedium sind digitale Lernkarten mit Texten, Bildern und Arbeitsaufträgen für einzelne Lernschritte. Diese werden angereichert durch Videos, Interaktionen, Arbeitsblätter und Lösungen. Die Erstellung der Materialien, insbesondere der Videos findet auch in themennahen Hochschulseminaren statt, so dass das Projekt in die Lehrkräftebildung hineinwirkt. Ein wichtiger Bestandteil sind auch haptische Materialien. Wie die virtuellen Materialien werden auch diese selbst hergestellt, da nur so eine Passung zum Konzept und ein durchgängiger roter Faden gesichert ist.

Auf lange Sicht soll in das Konzept ein Makerspace „Schule macht Schule“ integriert werden, d.h. Schülerinnen und Schüler erzeugen (z.B. im Technikunterricht) selbst mathematische Lernmaterialien oder drehen in der schulinternen Filmschule nach vorgegebenem Drehbuch Lehrfilme. Solch ein Makerspace wäre dann wiederum wichtiger Bestandteil eines anwendungsorientierten und damit nachhaltigen Mathematikunterrichts.

Entwicklung der Lernbegleitung in der Praxis

Der Mathematikunterricht an der Eichendorffschule findet nicht frontal im Klassenverband sondern klassenübergreifend in speziell ausgestatteten Lernbüros statt. Die Rolle der Lehrkräfte ist weniger die von Lehrenden, sondern die von Lernbegleitenden.  Diese bauen das Vertrauen der Lernenden in ihre eigenen Denkprozesse auf. Die Lehrkraft argumentiert nicht formal oder regelgeleitet, sondern sorgt mit Hilfe des Materials für den Aufbau stabiler Begriffe. Bei Bedarf unterstützt sie Lernende, indem sie diesen hilft, die für eine Problemlösung nötigen Grundvorstellungen zu reaktivieren. Eine zentrale Rolle spielen dabei ebenfalls selbst erstellte und niederschwellig einsetzbare Plakate, die unmittelbar die Bilder und Ideen der vorherigen Lernbausteine aufgreifen und bewusst auf Formeln verzichten, um eigene Denkprozesse zu evozieren.

In der ersten Erprobung können bereits positive Wirkungen beobachtet werden. Diese reichen von relevanten Verbesserungen der Mathematikleistung auch bei schwächeren Lernenden über die Stärkung der Transferfähigkeiten und das Vertrauen in die eigene Denkleistung bis hin zur offen gezeigten Freude an der Mathematik.

Die Verantwortlichen teilen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse gerne. Möglich sind

  • Hospitationen im Lernbüro
  • Vortrag
  • Workshop

Kontakt:

Prof. Dr. Mutfried Hartmann arbeitet am Institut für Mathematik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe mit den Schwerpunkten Lernen mit digitalen Medien und Nachhaltigkeit des Mathematikunterrichts.
mutfried.hartmann(at)ph-karlsruhe.de

Petra Richter ist Studienrätin und Leiterin des Lernbüros Mathematik an der Eichendorffschule Erlangen, Hauptpreisträger des Deutschen Schulpreises 2023.
petra.richter(at)eichendorffschule-erlangen.de

Die Herman Gutmann Stiftung unterstützt das Projekt bis Ende 2024.